
Gab es in Zuffenhausen im Mittelalter ein Kloster?
In einem Schreiben aus dem Juli 1950 (Autor unbekannt) wird dem Oberbaurat Dr. Speidel von einem Termin am 1.7.1950 berichtet, an dem ein Brunnen im Bereich des heutigen Bezirksrathauses untersucht wurde. Neben einer ausführlichen Beschreibung des Befundes führt der Autor in einem Nebensatz aus, , dass es sich um einen mittelalterlichen Brunnen handele, der zum einem Kloster gehört habe, das hier einmal gestanden haben soll.
Von der tatsächlichen Existenz eines Klosters im mittelalterlichen Zuffenhausen, war mir bisher noch nichts bekannt. Eine Quelle benennt der Autor auch nicht, Da mir dies insgesamt auch sehr unwahrscheinlich erschien, bin ich der Sache einmal etwas genauer auf den Grund gegangen;
Schon vorab lässt sich sagen; Zuffenhausen war im Mittelalter kein Klosterstandort, sondern besaß kirchliche und klösterliche Besitzrechte. Es war kein eigenständiges Kloster, sondern beispielsweise einer von mehreren Grangien (Wirtschaftshöfe) des Klosters Bebenhausen.
Laut Wikipedia gehörte Zuffenhausen als eine der neun Grangien zum Besitz des Klosters Bebenhausen .
Bereits in einer päpstlichen Bestätigung von 1204 bestätigte Papst Innozenz III., dass Zuffenhausen zu den klösterlichen Besitzungen gehört . Dies zeigt: wirtschaftliche Zugehörigkeit, aber kein Kloster vor Ort.
Weitere Konflikte um Patronatsrechte, Zehntabgaben, Höfe und Einkünfte gibt es im Verlauf des 13. bis 14. Jahrhunderts – etwa mit dem Stift Stuttgart oder dem Katharinenspital in Esslingen. Diese Rechte zeigen erneut: keine Klosteranlage, aber wirtschaftliche Verflechtung .
Zum Gasthaus "Adler", dem Brunnen und dem Rathausplatz
Das Gasthaus „Adler“ befand sich an der Ludwigsburger Straße – exakt an der Stelle, auf der heute das Bezirksrathaus Zuffenhausen steht (Emil-Schuler-Platz). Das Adlergebäude wurde wahrscheinlich um 1726 errichtet und diente schon sehr früh als Gastwirtschaft. Sehr wahrscheinlich bestand zuvor an dieser Stelle bereits ein grösserer Wirtschaftshof (Grangie). Die Errichtung des heutigen Rahthauses erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg . Hierfür wurden die Reste des Adlers im Jahr 1951 abgerissen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Adler sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.
1950 wurde bei Baustellenarbeiten die Zisterne eines alten Ziehbrunnens entdeckt – vermutlich war dieser bereits mit dem Gasthaus „Adler“ verbunden oder gehörte zur städtischen Wasserversorgung. Die Steine wurden geborgen und 2010 vom Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis teilweise wieder aufgebaut – in der Bottwarstraße, nahe dem heutigen Rathaus .
Eine andere Quelle (2016) spricht von einer urkundlichen Erwähnung eines Brunnens aus dem Jahr 1527, in einer Kloster-Bebenhausen-Urkunde, an genau dieser Stelle – dem späteren Bereich beim Gasthaus „Adler“. Dieser Brunnen („bodenloser Brunnen“) versorgte damals vermutlich den „Alten Flecken“ mit Wasser .
Fazit: Kloster oder nicht?
Nein, es gab kein mittelalterliches Kloster an der Stelle des Gasthauses „Adler“/heutigen Bezirksrathauses Zuffenhausen. Es gibt aber:
1. Wirtschaftliche Verbindungen zur Zisterzienser-Abtei Bebenhausen (Grangien etc.).
2. Einen historischen Brunnen (1527) in diesem Viertel, urkundlich im Kontext des Klosters Bebenhausen erwähnt.
3. Die Funde wurden mit dem späteren Gasthaus „Adler“ in Verbindung gebracht – der Bau war nicht klösterlich, sondern eine Wirtshausanlage
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